Aktueller Rundbrief: Ausgabe 9 – September 2023

Hier steht Ihnen der monatliche Rundbrief der BTK-Geschäftsstelle mit Aktuellem rund um die Bundestierärztekammer und den tierärztlichen Beruf zur Verfügung.

 

Leitfaden für einen tierschutzgerechten Umgang mit erkrankten und verletzten Rindern

Tierhaltende müssen regelmäßig Entscheidungen bezüglich der Unterbringung, Behandlung und ggf. tierschutzgerechten Tötung von kranken und verletzten Rindern treffen. Denn auch bei optimalem Betriebsmanagement ist es nicht in jedem Fall möglich, Krankheiten und Verletzungen von Rindern zu vermeiden. Um den Tierschutz in der Praxis zu stärken, hat die Arbeitsgruppe Rinder der „Niedersächsischen Nutztierstrategie – Tierschutzplan 4.0“ einen Leitfaden für einen tierschutzgerechten Umgang mit erkrankten und verletzten Rindern erarbeitet.

Der Leitfaden behandelt u. a. Themen wie die erforderliche Sachkunde der Tierhaltenden, die Tierbeobachtung und -kontrolle im Bestand, verschiedene Erkrankungen und deren Symptome, notwendige Hilfsmittel sowie die Einrichtung und das Management von Krankenbuchten. Er enthält zudem einen Entscheidungsbaum für zu treffende Maßnahmen. Auch zur tierschutzgerechten Durchführung der Betäubung und Nottötung werden Ausführungen gemacht.

Die Veröffentlichung kann in Kürze auch als Druckexemplar beim Ministerium angefragt werden.

· Arbeitsgruppe Rinder, Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

· Leitfaden für einen tierschutzgerechten Umgang mit erkrankten und verletzten Rindern

 

PMSG-Stellungnahme der BTK

Der Einsatz von natürlichem PMSG/eCG (Pregnant mare serum gonadotropin/equine chorionic gonadotropin) in der Ferkelerzeugung steht schon lange in der Kritik. Grund dafür ist v. a., dass zur Herstellung das Blut trächtiger Stuten benötigt wird, dessen Gewinnung Berichten zufolge häufig unter tierschutzwidrigen Bedingungen stattfindet. Die Ausschüsse für Schweine, Pferde und Tierschutz der BTK haben daher u. a. auf Grundlage von Ergebnissen aus dem Projekt „Alternativen zum Einsatz von PMSG/eCG in der Sauenhaltung“ gemeinsam eine Stellungnahme verfasst. Darin empfiehlt die BTK, möglichst auf den Einsatz von natürlichem PMSG/eCG in der Ferkelerzeugung zu verzichten. Da alternative zoo- und/oder biotechnische Verfahren zur Verfügung stehen, ist die Verwendung von PMSG/eCG nicht unerlässlich.

· PMSG-Stellungnahme (29.08.2023)

 

FECAVA, FVE, UEVP und ISFM – gegen Werbung mit Qualzuchten

Um dem Tierschutz Priorität einzuräumen und für eine verantwortungsvolle Heimtierhaltung einzutreten, haben sich die Veterinärorganisationen Federation of European Companion Animal Veterinary Associations (FECAVA), Federation of Veterinarians of Europe (FVE), Union of European Veterinary Practitioners (UEVP) und International Society of Feline Medicine (ISFM) zusammengeschlossen, um gegen die Verwendung von brachyzephalen Tieren in Werbekampagnen vorzugehen. Die genannten Organisationen haben gemeinsam einen offenen Brief an Unternehmen verfasst, die brachyzephale Tiere verwenden, und sie aufgefordert, die Darstellung dieser Rassen in ihren Marketingkampagnen zu überdenken. Darin wird die ethische Verantwortung sowohl von Tierärzt:innen als auch von Werbetreibenden betont, das Wohlergehen von Tieren zu fördern und von der Zucht von Tieren mit schweren Gesundheitsproblemen abzuraten. Indem Unternehmen brachyzephale Tiere in der Werbung zeigten, würden sie unbeabsichtigt die Nachfrage dieser Rassen fördern und potenzielle Tierhaltende dazu verleiten, sich für sie zu entscheiden, ohne die gesundheitlichen Probleme zu kennen, die sie mit sich bringen.

Dasselbe Vorgehen praktiziert die BTK in Deutschland bereits seit einigen Jahren und stellt zusätzlich einen Musterbrief zur Verfügung, der von jedem genutzt werden kann, um Werbetreibende entsprechend anzuschreiben.

· Musterbrief der BTK (BTK-Webseite – Für Tierärzte – Qualzuchten)

 

EMA „Veterinary Awareness Day“

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) veranstaltete am 12. und 13. September zum ersten Mal eine groß angelegte Konferenz („Veterinary Awareness Day“) für die breite Öffentlichkeit. Sie boten einen umfassenden Überblick über die zentrale Rolle der Agentur in der europäischen Tierarzneimittelwissenschaft und -regulierung und beleuchteten die tiefgreifenden Auswirkungen von Tierarzneimitteln und Tierpflege. Dabei stellten sie auch heraus, dass diese Beiträge über das Wohlergehen der Tiere hinausgehen und auch die menschliche Gesundheit und das Wohlergehen der Umwelt umfassen. Die Präsentationen und Aufzeichnungen dieser Veranstaltung sind online verfügbar.

· Präsentationen und Aufzeichnungen (EMA-Webseite)

 

Blauzungenkrankheit vom Serotyp 3 in den Niederlanden

Niederländische Tierärzt:innen haben am 3. und 4. September bei Schafen in den Provinzen Nordholland und Utrecht klinische Symptome in fünf Betrieben beobachtet, die auf die Blauzungenkrankheit (Bluetongue, BT) hindeuteten. Die zuständigen Behörden haben die Betriebe daraufhin untersucht und Blutproben entnommen. Am 05.09.2023 wurde die Blauzungenkrankheit in vier der fünf Betriebe im holländischen Referenzlabor (WBVR) nachgewiesen und der Serotyp 3 (BTV-3) ermittelt.

Bei betroffenen Schafen wurden hohes Fieber (bis 42°C), geschwollene Zungen, Fressunlust, Speicheln und lethargisch bis moribundes Verhalten beobachtet. Im weiteren Verlauf wurden zusätzlich Läsionen im Maul und an der Zunge berichtet. Mittlerweile sind auch Rinder von dem Ausbruch betroffen. Sie zeigen früh einen starken Einbruch der Milchleistung und im Verlauf die typischen Veränderungen nach BTV-Infektion.

Die Anzahl der betroffenen Betriebe ist seit Feststellung des Ausbruchs kontinuierlich stark gestiegen (www.nvwa.nl). Aufgrund der Dynamik des Geschehens besteht die Gefahr, dass auch deutsche Betriebe betroffen sein können. Tierärzt:innen sollten daher besonders wachsam sein. Insbesondere kleine Wiederkäuer und Rinder, mit BT-typischen klinischen Symptomen, sollten auf das Vorliegen einer BTV-Infektion untersucht werden. Das neue Virus trifft auf eine immunologisch weitgehend naive Tierpopulation. Derzeit gibt es in der EU keinen zugelassenen Impfstoff, der eine BTV-3 Komponente enthält, und eine Kreuzimmunität durch eine Impfung mit einem der bestehenden Impfstoffe ist nicht zu erwarten. Aus Sicht der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) sollte alles darangesetzt werden, dass vor Beginn der Gnitzensaison 2024 ein BTV-3-Impfstoff zur Verfügung steht.

Am 19.09.2023 informierte René van den Brom vom Tiergesundheitsdienst der Niederlande über die derzeitige BTV-3-Situation in den Niederlanden und das bei betroffenen Tieren beobachtete klinische Bild. Die Folien des Vortrags stehen auf der Homepage der StIKo Vet zum Download zur Verfügung.

· StIKo Vet-Kurzmitteilung (25.09.2023)

· FLI-Kurznachricht (21.09.2023)

· Weitere Informationen zu Maßnahmen in den Niederlanden

 

Tierärztliche Betreuung von Pferdeleistungsschauen und Neureglung des § 40 LPO

Anlässlich der geplanten Änderungen des § 40 Abs. 2, die mit Inkrafttreten der Neufassung des sportrechtlichen Regelwerks der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) „Leistungsprüfungsordnung (LPO)“ zum 01.01.2024 Gültigkeit erlangen, sieht der Ausschuss für Pferde der BTK die Notwendigkeit, sich mit einer klaren Positionierung an die Tierärzteschaft zu wenden.

Schon oft hat sich die BTK mit der Thematik der tierärztlichen Turnierbetreuung und den Aufgaben der Turniertierärzt:innen, die neben der Versorgung veterinärmedizinischer Notfälle auch zahlreiche Kontrollmaßnahmen im Sinne des Tierschutzes umfassen, auseinandergesetzt und auf Notwendigkeit einer umfassenden Betreuung von Pferdeleistungsschauen durch einen ständig anwesenden, entsprechend qualifizierten Tierarzt/Tierärztin hingewiesen.

Dennoch sieht die FN vor, die Betreuung von Pferdesportveranstaltungen durch Tierärzt:innen auf ein Minimum zu reduzieren und diesen in Rufbereitschaft abzustellen. Eine Rufbereitschaft kann den vielfältigen Anforderungen bei Pferdesportveranstaltungen jedoch nicht gerecht werden. Zudem können dadurch auch zusätzliche Haftungsrisiken für die betreuenden Tierärzt:innen entstehen, betont der Ausschuss in seiner Stellungnahme.

· Stellungnahme des Ausschusses für Pferde der Bundestierärztekammer zur tierärztlichen Betreuung von Pferdeleistungsschauen und der Neureglung des § 40 LPO

 

StIKo Vet-Stellungnahme zur nicht-zulassungskonformen Anwendung von immunologischen Tierarzneimitteln 

Mit der neuen europäischen Tierarzneimittelverordnung hat sich der Rechtsrahmen für die Umwidmung von Tierimpfstoffen deutlich verändert. Dies war für die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) der Anlass die „Umwidmungsstellungnahme“ aus dem Jahr 2018 zu aktualisieren und an die neue Rechtslage anzupassen. 

Unter bestimmten Voraussetzungen kann es zur Bewahrung des Lebens und der Gesundheit von Tier und Mensch im Einzelfall erforderlich sein, ein immunologisches Tierarzneimittel abweichend von den Vorgaben der Packungsbeilage anzuwenden oder umzuwidmen. Entsprechend den Ausführungen der aktualisierten Stellungnahme unterstützt die StIKo Vet solche Anwendung ausdrücklich.

Allerdings erfolgt die nicht-zulassungskonforme Anwendung eines Tierarzneimittels in Eigenverantwortung der Tierärzt:innen. Das kann haftungsrechtliche Fragen zur Folge haben. In der vorliegenden Stellungnahme werden haftungsrechtlichen Risiken diskutiert, die aus Sicht der StIKo Vet zu beachten sind. Damit sollen mögliche rechtliche Argumentationslinien aufgezeigt werden. Einer umfänglichen Rechtsberatung im Streitfall oder gar einer gerichtlichen Klärung kann damit nicht vorgegriffen werden.

· Stellungnahme (18.09.2023)

 


Inhalte Deutsches Tierärzteblatt Oktober 2023

 

Berufspolitik

Dieser Tätigkeitsbericht des Präsidenten Dr. Uwe Tiedemann wurde den Delegierten der BTK anlässlich der Herbst-Delegiertenversammlung am 06./07.10.2023 in Berlin vorgelegt und wird dort bei Bedarf erläutert (redaktionelle Änderungen nach Drucklegung bleiben vorbehalten, es gilt das gesprochene Wort).

 

Tierschutz

Im Mittelpunkt der bereits fünften Tagung der Tierärztlichen Plattform Tierschutz (TPT) am 09./10.06.2023 in Oesede standen Fehlentwicklungen in der Hundezucht, illegaler Hundehandel, leidvolle Tierdarstellungen in den Medien sowie Fragen zur Haustierregistrierung und zum Ausstellungswesen. Ein Bericht von Beate Grübler und Thomas Blaha.

 

Praxis

Seit 01.07.2023 gibt es eine neue Möglichkeit, branchenübergreifend Unternehmen auf dem Weg in die Digitalisierung zu unterstützen: Als zentrales Angebot der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) begleitet ein Coaching mit einer 80 Prozent Förderquote in die digitale Wettbewerbssicherung. Claudia Hilbertz fasst die wichtigsten Eckpunkte des Förderprojektes hier zusammen.

 

Termine 2023

 

5./6. Oktober

Erweitertes Präsidium Berlin

6./7. Oktober

Herbst-Delegiertenversammlung Berlin

17. Oktober

AG „GOT“ Videokonferenz

17. Oktober

Ausschuss für Berufs- und Standesrecht Videokonferenz

30. Oktober 

Ausschuss für Versuchstierkunde Videokonferenz

9. November 

Parlamentarischer Abend Berlin

27. November

Juristischer Arbeistkreis Videokonferenz

6. Dezember

Ausschuss für Lebensmittel-, Fleisch- und Milchhygiene Berlin



Termine 2024

 

16. Januar

Bundesweiterbildungsarbeitskreis Videokonferenz

6. März

Ausschuss für Pferde Berlin

25./26. April

Erweitertes Präsidium Berlin

26./27. April 

Frühjahrs-Delegiertenversammlung Berlin

12./13. September

Erweitertes Präsidium Berlin

13./14. September 

Herbst-Delegiertenversammlung  Berlin

Termine 2025

7. Oktober Erweitertes Präsidium Dortmund

8. Oktober

Herbst-Delegiertenversammlung Dortmund

9./10. Oktober

30. Deutscher Tierärztetag Dortmund

Termine ATF-Fortbildungen/Gemeinschaftsveranstaltungen

Präsenzveranstaltungen

Online-Fortbildungen

 

 

Bleiben Sie gesund!

 

Mit freundlichen Grüßen
Ihre BTK-Geschäftsstelle

 

*Quellen der jeweiligen Artikel sind die angegebenen Links.